Sind wir schon zu Droiden geworden?

Sind wir schon zu Droiden geworden?
Surrealistische Illustration: Eine menschenähnliche Figur, halb organisch, halb digitalisiert, mit fragmentiertem Körper. Symbol für den Menschen als unbewussten Droiden. Illustration generiert mit Adobe Firefly. © Marjan Milosavljević, 27. August 2025.

Der Transhumanismus verspricht den Übermenschen – doch längst bevor Implantate und Chips unseren Körper verändern, hat sich der Alltag selbst verwandelt. Wir leben in Routinen, Feedback-Schleifen, Push-Notifications. Der Mensch handelt zunehmend wie eine Maschine, ohne es zu merken. „Droide“ ist hier keine Science-Fiction-Figur, sondern eine Metapher: für Selbstentfremdung im Zeitalter algorithmischer Steuerung.

1. Der Körper als Datenquelle

Mit jedem Schritt, jedem Herzschlag, jeder Eingabe liefern wir Daten. Fitness-Armbänder, Schlaftracker, Gesundheits-Apps – sie versprechen Selbstkontrolle und Fortschritt. Doch wer sich ständig überwacht, wird selbst zur Schnittstelle. Der Körper dient nicht mehr nur uns, sondern Plattformen und Märkten, die von unseren Daten leben.

2. Selbstoptimierung als Fremdsteuerung

Das Ideal der „Selbstverbesserung“ kippt in Abhängigkeit. Wir glauben, uns zu steigern, doch oft steigern wir nur die Reichweite von Algorithmen. Jeder neue Wert, jedes bessere Ergebnis füttert Systeme, die uns wiederum neue Ziele setzen. Die Optimierung kehrt sich gegen uns – sie produziert einen Menschen, der funktioniert, aber sich selbst entfremdet.

3. Die Droiden-Metapher

Der Mensch wird zum „unbewussten Droiden“: Er reagiert auf Push-Nachrichten, lebt in Feedback-Loops, formt sein Selbstbild nach Likes und Scores. Nicht Roboter ersetzen uns – wir selbst übernehmen ihre Funktionsweise. Der Transhumanismus ist damit weniger Zukunftsvision als Gegenwartsdiagnose: Der Droide lebt schon – und er trägt unser Gesicht.

4. Posthumaner Ausblick

Posthumanismus bedeutet hier nicht die Ablösung des Menschen, sondern seine schleichende Verschmelzung mit der Maschine. Wir sind angeschlossen wie an ein unsichtbares Nabelband: Energie, Aufmerksamkeit, Bewusstsein fließen in Systeme, die uns versprechen, mehr zu sein – und uns dabei weniger werden lassen.

Transhumanismus verkauft das Bild der Befreiung, in Wahrheit aber führt er in die Selbstentfremdung. Nicht der Chip im Kopf macht uns zum Hybridwesen, sondern die alltägliche Funktionsweise: Der Mensch lebt schon wie ein Algorithmus. Der Droide ist keine Figur der Zukunft, sondern die Metapher der Gegenwart.


Summary in English:

Transhumanism no longer promises liberation but reveals fragmentation. In Part II, the human appears as an unconscious droid, a body estranged from itself, shaped by technology and capital.


Quellen

  1. Rosi Braidotti: The Posthuman (2013)
  2. Donna Haraway: A Cyborg Manifesto (1985)
  3. Shoshana Zuboff: The Age of Surveillance Capitalism (2019)
  4. Byung-Chul Han: Psychopolitik (2014)
  5. N. Katherine Hayles: How We Became Posthuman (1999)