Digitale Monopole: Vom Freiheitsversprechen zum Plattform-Kapitalismus

Das Internet versprach Freiheit, doch die Monopole der Plattformen haben es in ein Machtinstrument verwandelt. Digitale Freiheit wird zur Fassade ökonomischer Abhängigkeit.

Digitale Monopole: Vom Freiheitsversprechen zum Plattform-Kapitalismus
Dark Tech: Die Verlockung des Digitalen. Gesichter verschmelzen mit Plattform-Symbolen – vom Freiheitsversprechen zur algorithmischen Kontrolle. Illustration. © Marjan Milosavljević, 21. September 2025.

Das Internet begann als Utopie. In den 1990er Jahren träumten Cyber-Hippies von einem „Cyberspace“ jenseits von Staat und Kontrolle. Heute ist von diesem Freiheitsversprechen nichts mehr übrig. Statt offenen Räumen bestimmen wenige Konzerne, wie Öffentlichkeit funktioniert.

Von der Freiheit zur Einzäunung

Google entscheidet, welches Wissen sichtbar wird. Meta kontrolliert soziale Beziehungen. Apple bestimmt, welche Apps existieren dürfen. Microsoft dominiert Arbeitssoftware. Diese Plattformen sind keine neutralen Werkzeuge, sondern private Gatekeeper, die öffentliche Räume in ökonomische Märkte verwandeln. Wer draußen bleibt, ist unsichtbar.

Allianz mit Populisten

Besonders gefährlich wird diese Macht, wenn sie mit Politik verschmilzt. Die Symbiose ist perfekt: Plattformen liefern die technische Infrastruktur für virale Reichweite und mikro-gezielte Wähleransprache, Populisten versprechen im Gegenzug laxe Regulierung. So nutzt Elon Musk X, um die Agenda rechtspopulistischer Parteien zu verstärken, während TikToks Algorithmus Regierungen als Werkzeug zur unsichtbaren Zensur dient. Das Ergebnis ist eine Demokratie, die nicht mehr im öffentlichen Raum, sondern in den privat kontrollierten Architekturen von Konzernen stattfindet.

Regulierung ohne Zähne

Europa versucht gegenzusteuern. Der Digital Markets Act und der Digital Services Act sollen Plattformen regulieren. Doch diese Regeln greifen kaum. Sie vertrauen auf die Kooperation von Konzernen, die längst globale Imperien sind und ihre eigenen Gesetze schreiben. Solange Plattformen profitorientierte Unternehmen bleiben, können sie keine Orte demokratischer Öffentlichkeit sein.

Historische Parallele

Die Dynamik ist nicht neu. Im England des 18. Jahrhunderts wurden Gemeindeflächen privatisiert – die Einzäunung der Allmende. Aus gemeinschaftlichem Besitz wurde Eigentum, abgesichert durch Recht und Macht. Heute geschieht dasselbe digital: Algorithmen und Geschäftsmodelle zäunen ein, was einmal offen war.

Digitale Monopole haben das Freiheitsversprechen des Internets in ein Herrschaftsinstrument verwandelt. Sie bestimmen, was sichtbar wird, was verschwindet, was viral geht. Demokratie lässt sich so nicht aufrechterhalten. Die eigentliche Frage lautet: Wie schaffen wir digitale Räume, die nicht Konzernen gehören, sondern Bürger:innen?

Solange diese Frage unbeantwortet bleibt, wird die Freiheit im Netz eine Illusion bleiben.

Marjan Milosavljević, 21. September 2025



Quellen & weiterführende Literatur

Die ausführliche Analyse Dark Tech – Digitale Monopole als neue Architektur der Macht mit vollständiger Quellenübersicht erscheint in Kürze.

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Abstract

Digital Monopolies: From the Promise of Freedom to Platform Capitalism

The internet's utopian promise of a decentralized "cyberspace" has given way to a new reality: platform capitalism. This article argues that a few corporations like Google, Meta, and Apple have become private gatekeepers, transforming open public spheres into enclosed economic markets. This power becomes particularly dangerous when it merges with populist politics and is met with toothless regulation, such as Europe's DMA and DSA. Drawing a parallel to the 18th-century enclosure of the commons, the text posits that algorithms and business models now fence in what was once a shared digital space. Ultimately, digital monopolies have turned the internet into an instrument of control, undermining democracy. The article concludes by asking the critical question: how can we build digital spaces that belong to citizens, not corporations?